Der Schilling Forschungspreis der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft 2025 geht an Lukas Kunz, Juniorprofessor und Arbeitsgruppenleiter an der Klinik und Poliklinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn.
Räumliche Navigation und räumliches Gedächtnis sind zentrale Bestandteile unseres täglichen Lebens. Die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen im menschlichen Gehirn sind jedoch bislang nur unzureichend erforscht. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse würden unser Verständnis des menschlichen Gehirns erweitern und Einblicke in die Ursachen von Gedächtnisverlust und Orientierungsstörungen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit ermöglichen. Lukas Kunz erhält den Schilling Forschungspreis der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft 2025 für seine Arbeit zu den neuronalen Grundlagen der räumlichen Navigation und des räumlichen Gedächtnisses im Menschen. Seine Forschung stützt sich auf die einzigartige Möglichkeit, die Aktivität einzelner Nervenzellen während räumlicher Gedächtnisaufgaben in Epilepsiepatient:innen aufzuzeichnen – eine Methode, die nur an wenigen spezialisierten Epilepsiezentren weltweit möglich ist. Durch diese Einzelzellableitungen konnte er zeigen, dass Nervenzellen im menschlichen Schläfenlappen Richtungen und Distanzen während der räumlichen Navigation repräsentieren. Zudem fand er Hinweise darauf, dass Hirnoszillationen bei der Einspeicherung und beim Abruf räumlicher Gedächtnisse die Aktivität einzelner Nervenzellen koordinieren, welche die räumlichen und bildlichen Inhalte dieser Gedächtnisse kodieren. Darüber hinaus konnte er in translationalen Studien mittels funktioneller Magnetresonanztomographie zeigen, dass ein erhöhtes Risiko für die Alzheimer-Krankheit mit veränderten Hirnaktivierungsmustern während räumlicher Navigationsaufgaben einhergeht. Diese Ergebnisse tragen dazu bei, das grundlegende neurowissenschaftliche Verständnis von räumlicher Navigation und Gedächtnis beim Menschen zu vertiefen. Gleichzeitig könnten sie zur Entwicklung früher Biomarker neurodegenerativer Erkrankungen beitragen. Lukas Kunz studierte Medizin und Philosophie an der Universität Bonn und promovierte in Medizin und Biologie an den Universitäten Bonn und Freiburg. Im Anschluss an seine Promotionen forschte er am Universitätsklinikum Freiburg und an der Columbia University in New York City. Seit 2023 ist er Arbeitsgruppenleiter und Juniorprofessor für kognitive und translationale Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Bonn. |